Donnerstag, 23. August 2012

Rauf auf den Blocksberg

Blick in Richtung Nordosten
Göttingen, 150 m ü. NN. Der Wecker klingelt. 6 Uhr. Ich habe kaum geschlafen und überlege kurz, ob ich meinen heutigen Plan, auf den Brocken zu laufen, fallen lassen und mich lieber nochmals umdrehen soll. Doch heute soll nicht nur hier in Göttingen ein herrlicher Tag werden, sondern auch auf dem Brocken die Sonne scheinen. Eine Gelegenheit, die ich nutzen musste. Also aus dem Bett geschwungen, etwas Müsli, Apfelsaftschorle und eine Banane zu mir genommen, die gepackten Sachen geschnappt und rein in's Auto.



Elend, 506 m ü. NN. Die Fahrt nutze ich, um noch ordentlich Flüssigkeit zu mir zu nehmen. In Elend finde ich problemlos an meinem Startort einen Parkplatz, ziehe mich um und mache mich durch das Elendstal auf den Weg Richtung Schierke. Entlang der Kalten Bode führt ein Wanderweg und so kann ich die viel befahrene Straße zwischen Elend und Schierke umgehen. Nach wenigen Metern merke ich, dass es nicht so richtig angenehm ist. Doch schnell verwerfe ich jeden Gedanken an eine mit knapp 1000hm in drei Einheiten nicht gerade geniale Vorbereitung auf diesen Lauf, bei dem immerhin ca. 670 hm überwunden werden müssen, und folge einfach gedankenlos dem leicht ansteigenden Weg. 

In Schierke überquere ich die Kalte Bode und es geht auf dem Weg in Richtung Ortszentrum sogar einige Meter bergab, bis der erste härtere Anstieg (Kirchberg) folgt, der mich auf die Brockenstraße bringt. Kurz überlege ich, einem der vielen Wanderwege auf den Brocken zu folgen, die wesentlich kürzer, dafür aber deutlich steiler und natürlich nicht so gut befestigt sind. Den Gedanken verwerfe ich aber recht schnell, da ich mich im Vorfeld schon damit auseinandergesetzt und mich für die Brockenstraße entschieden hatte. Diese führt fast flach durch den Ort, steigt vor der Jugendherberge deutlich an und wird am Ortsausgang wieder flacher. 
Nach 4,5 km verlasse ich Schierke und tauche auf der Brockenstraße ein in den dichten Wald, der mich im unteren Teil der Strecke noch vor der stärker werdenden Sonne schützt. So langsam fühle ich mich besser, frischer und der Schritt wird etwas länger. Einige Versorgungsfahrzeuge passieren mich und die Brockenstraße beginnt nun doch wesentlich stärker anzusteigen. Nach ca. 6 km sehe ich das 700 m ü. NN. Schild. Ein kurzer Blick auf den GPS-Tracker verrät, dass ich erst 260hm hinter mir habe, auf den folgenden 7,5 km also noch ca. 410 hm folgen. Ich erinnere mich an eine Brockauffahrt mit dem Rad und mir kommen drei steile Rampen in den Sinn, mit denen ich mich jetzt, da sich der Wald etwas lichtet und einzelne Sonnenstrahlen den Wald erhellen, noch nicht beschäftigen will.
Blick in Richtung Wurmberg - leider ist die Schanze nicht zu sehen
Doch die Freude wehrt nur kurz, denn ich erreiche soeben die erste steilere Stelle der Brockenstraße, die ich jedoch noch flüssig und mit rundem Schritt meistern kann. Es folgt ein flacheres Stück und ich passiere die Gleise der Brockenbahn und erblicke nach zwei Biegungen das nächste steilere Stück (ca. 1km lang). Die Straße verläuft geradeaus, sodass ich das Ende sehen kann, was mir das Laufen ein wenig einfacher macht. Ich laufe auf dem Vorderfuß und stelle fest, dass ich angenehmer voran komme, als auf dem Mittelfuß, auch wenn es etwas kräftezehrender ist. Mir kommen zwei Wanderer entgegen, die mich anschauen, als ob ein Alien auf sie zukäme. Das Steilstück zieht sich und ich denke an eine Gehpause, sehe dann aber schon die sich anschließende flachere Passage und lege die letzten 100m laufend zurück. Hier überholt mich ein Rennradfahrer, der genauso aussieht, wie ich mich gerade fühle. Wir grüßen uns kurz, er zieht davon und ich laufe BERGAB. Für die Psyche nicht gerade gut, doch schon geht es wieder bergan. Diesmal gleichmäßig stärker ansteigend als zu Beginn und wieder für einen Kilometer. Ich erhasche einen Blick auf den Wurmberg (hier mache ich auf dem Rückweg das Foto) samt Skischanze und nähere mich dem Gipfel über eine flachere Passage, auf der ich nochmals ordentliche trinke, um im letzten Steilstück nicht zur Trinkflasche greifen zu müssen. 
Nach ca. 500 m sehe ich zum ersten Mal die rot-weiße Sendeanlage und die Straße steigt nun wesentlich steiler an. Von Torhaus kommend trifft nun der (neue?) Goetheweg auf die Brockenstraße, die hier mit ca. 12 -13 % ihre steilste Stelle hat. Einige Wanderer rufen mir motivierende Worte zu, für die ich mich mit einem freundlichen Gesichtsausdruck bedanke, denn zu mehr bin ich gerade nicht in der Lage. Meine Beine wollen überall hin, nur nicht weiter nach oben und funken "Aufhören, Gehpause". Ich richte meinen Blick nach rechts und sehe das weite Brockenvorland tief unter mir und motiviere mich für die letzten Meter, die ich nicht mehr auf der Straße, sondern auf einem Pfad zum Brockenplateau zurücklege. Nach 1h 23min erreiche ich etwas taumelnd, kaputt, aber begeistert das Plateau. Es ist windig, viel kühler als im Tal und mir wird schnell kalt, sodass lange Sachen anziehe, bevor ich einige Fotos mache und mich verpflege. 
20 Minuten später begebe ich mich auf den Rückweg, verlasse die Brockenstraße beim Abzweig Alte Bobbahn und laufe über diesen Wanderweg zurück nach Schierke. Von dort wieder durch's Elendstal zum Auto, wo ich den Lauf in der prallen Sonne nochmals Revue passieren lasse.
Das war sicherlich nicht das letzte Mal,



euer Philipp