Freitag, 21. Juni 2013

Brockennordrampe

Mittwoch (5.6.) [1:29:30 h, 20,79 km]
Bei der Eröffnung des neugestalten RoXx knicke ich ungeschickt um und bin von Samstag bis Mittwoch damit beschäftigt, das Sprungelenk zu kühlen. Heute dann die ersten Laufversuche, es ist alles bestens und die Herberhausenrunde von letzter Woche vergeht wie im Flug.

Donnerstag (6.6) [1:30:16 h, 16,5 km]
Mit Lars und Rado treffe ich mich auf der Bahn und wir laufen eine kleine Pyramide. Also 200m, 400m, 600m, 800m, 1000m und wieder zurück. Habe irgendwie schwere Beine und lasse die 1000 aus. Besonders hart sind die 400 und 200 Meter am Ende, bei denen ich auf den letzten Metern nicht mehr zu legen kann.

Freitag (7.6.) [3:39:35 h, 35,37 km, 1.200 hm] 
Eckertalsperre vom Bismarckfelsen
Getreu dem Motto "Geile Strecken als Trainingsläufe" mache ich mich mit Frank und Lars auf, von Torfhaus, über den Eckersprung, die Eckertalsperre, den Brocken und Wurmberg zurück nach Torfhaus zu laufen. Lars und ich sind vom Hexenstieg und dem Eulenburgtrail angefixt, Frank will Höhenmeter für den ZUT sammeln und gemeinsam geht's in der Abendsonne über den Goetheweg in Richtung Brocken. Fast in Wurfdistanz zum Gipfel biegen wir vom breiten Forstweg auf einen schmalen Trail ab, der entlang der noch jungen Ecker bergab zum Stausee führt. Anfangs vor allem von Bäumen verstellt, wird der Weg nun zunehmend morastiger bis wir über große Steine die Ecker queren und nun links des Fluss' teilweise auf Holzstegen laufen. An der Talsperre bietet sich nun der erste majestätische Anblick an diesem Abend: die tiefstehende, rote Sonne ist durch die Bäumen zu erkennen, seelenruhig liegt rechterhand der Stausee, umgeben von dichtem Tannenwald. Lars macht einige Fotos, die diesen Moment sehr gut einfangen. 
Auf der Staumauer an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenzen machen wir ein Gruppenbild, verweilen aber nur kurz, um möglichst noch vor dem Sonnenuntergang auf dem Brocken zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir nur wenige positive Höhenmeter zurückgelegt, nach Torfhaus ging es etwas bergauf, die meiste Zeit jedoch bergab, sodass ab jetzt die flachen Meter an einer Hand abzuzählen sind. Circa 1,5 km hinter der Eckertalsperre verlassen wir den letzten Trail und befinden uns auf einem Forstweg, der uns, mäßig ansteigend, zur steilen Brockennordrampe führt. Die ehemalige Panzerstraße hat auf den nächsten vier Kilometern eine durchschnittliche Steigung von 13 % und weist an den steilsten Stellen eine Steigung von mehr als 20 % auf. Ich halte mich, noch laufend, etwas hinter Lars und Frank, und muss, später als erwartet, nach 700 m das erste Mal gehen. Lars und Frank machen am Bismarckfelsen, knapp 2 km unterhalb des Gipfels eine kurze Pause und wir haben, nach Besteigung, eine grandiose Aussicht auf die Eckertalsperre und den Westharz. Zwischen langsam laufen und schnell gehen wechselnd, bin ich kurz nach Lars und Frank auf dem Brocken und wir machen die obligatorischen Fotos vor und auf dem Brockenstein (und noch Fotos, die aber wohl nie den Weg in die unendlichen Weiten des Internets finden werden). Unzählige Male bin ich schon auf diesem Berg gewesen, doch so wie heute habe ich ihn nicht erlebt. Wir sind allein auf dem Brockenplateau, einige Übernachtungsgäste des Brockenwirts sind an ihren Hotelfenstern zu sehen, hier draußen ist außer uns niemand. Die Stimmung lässt sich wahrlich schwer beschreiben und entschädigt für den harten Aufstieg. Die untergehende Sonne lässt den Horizont tief rot erstrahlen, ein immenses Farbspektrum über orange bis blau eröffnet sich vor und über uns. Vor uns liegt das flache Harzvorland und wir stehen knapp 900m darüber und können einen atemberaubenden Blick genießen. Es sind diese Momente, fernab von Wettkämpfen, Rivalität, Kampf um Sekunden und Plätze, weshalb ich diesen Sport ausübe, weshalb ich ein anderes Verständnis für Natur und Umwelt habe, weshalb ich manchmal zur läuferischen Frühschicht aufstehe und weshalb ich um 22h auf dem Brocken stehe, 1141m über dem Meer und frei, wie mitten auf dem Atlantik.
Mir ist etwas kalt und ich streife die Ärmlinge über, fühle mich ansonsten aber gut und freue mich auf den schweren Abstieg über den Eckerlochstieg, auch Knochenbrecherweg genannt, der das Laufen, gerade in der aufziehenden Dunkelheit, sehr schwer werden lässt. Bergauf war schon nicht einfach, bergab ist jetzt Konzentration und eine helle Stirnlampe gefragt. Von Stein zu Stein, Fels zu Fels springend kommen wir mühselig voran. Schon kurz oberhalb Schierke wird der Weg besser und von der Brockenstraße abbiegend laufen wir in Richtung Wurmberg, wo uns weitere 300hm am Stück erwarten. Meine Beine sind jetzt wirklich platt und bergauf gehe ich zu 75 %. Während Lars einen schmalen Trail hinauf läuft, gehen Frank und ich die steile Treppe entlang des Auslaufs der Sprungschanze, die sich schier endlos in die Höhe schraubt und durch ihre großen Abstände zwischen den Stufen Gift für die Oberschenkel ist. Für einen kurzen Augenblick haben wir Hoffnung auf eine Cola in der erleuchteten Gaststätte, doch mangels Kleingeld und Feierabend begnügen wir uns mit Wasser und machen uns auf die letzten Kilometer Richtung Torfhaus. Lars verkündet, wir hätten nun nun alle positiven Höhenmeter hinter uns, was sich zwei Kilometer später als Fehlinformation entpuppt und in mir kurzzeitig den Wunsch nach einem fahrbaren Untersatz hervorruft. Hinauf zum Dreieckigen Pfahl  muss ich immer wieder abreißen lassen, um dann wieder Anschluss zu finden und schließlich gemeinsam mit den beiden Raketen am Auto mit gekühltem Weißbier anzukommen. Traumhafter Abschluss dieses gigantischen Laufs ist dann die Donath'sche und Matzke'sche Interpretation von "The Look", die nicht nur Frank wach, sondern auch Rehe von der Straße hält.






Donnerstag, 20. Juni 2013

Trailrafting (20.5.-31.5)

Montag (20.5.) [1:08:11 h, 13,56 km, 300 hm]
Mit Leguanos über Schillerwiesen, Ruprechtsweg und einige kleine, schwierige Trails, die teilweise mit Bäumen und anderem Bewuchs bedeckt waren, zum Bismarckturm. Kleiner Abstieg und dann wieder hoch über den Bütemeisterstieg zum Sengersfeld. Der Tunnel aus Sträuchern wird langsam immer dichter und wird bald unpassierbar sein. Endlich den Weg zur Bank oberhalb der Borheckstraße wiedergefunden. Kurz wie Sherlock Holmes gefühlt, den Ausblick über das alte Bachbett genossen und wieder über die Schillerwiesen zurück.

Dienstag (21.5.) [1:15:05 h, 16,6 km]
Am 19.2.2013 das letzte Mal auf der Bahn gewesen. Heute zusammen mit Lars 3 x 3000 m am IfL. Wir wollen max. 11:15 min, aber weil viel los ist und wir Hummeln im Hintern haben, wird's mit 11:07, 10:54 und 10:36 - wobei Lars 10:29 läuft - "etwas" schneller. Ich war vor der Einheit unsicher, wie schnell ich wieder in den flotten Schritt finden und was das Knie zu der harten Belastung sagen würde. Es läuft erstaunlich gut, fühlt sich gut und nicht verkrampft an. Beim Auslaufen dann noch mit herrlichem Sonnenschein belohnt.

Donnerstag (23.5.) [1:12:15 h, 14,26 km]
Ich laufe von mir zu Hause los und treffe Lars am IfL. Wir tingeln ein bisschen durch die Berge, via Herberhausen und Kehr zu den Schillerwiesen. Locker, weil am Samstag Sollinglauf ist.

Samstag (25.05.) [1:51:55 h, 26,5 km]

Zusammen mit einigen Leuten vom ASFM bin ich beim Sollinglauf über 22 km am Start. Nachdem am Vormittag noch herrlicher Sonnenschein und Freude auf ein Public Viewing des CL-Finals im Freien herrscht, ziehen am Nachmittag dunkle Wolken über dem Solling auf und pünktlich zum Start beginnt es zu regnen. Im Massenstart werden die Läufer der 13,5km, 22km und 30 km auf die Strecke geschickt. Ich reihe mich in der zweiten Reihe ein und bleibe auch die ersten 200m direkt hinter der Spitzengruppe, nehme dann aber etwas raus, um nicht zu schnell anzugehen. Es geht ein kurzes Stück bergab, bevor dann, noch in Dassel, der erste längere Anstieg erfolgt. Kurz nach dem Ortsausgang knickt die Strecke auf einen Forstweg ab und führt nun mehrere Kilometer bergauf. Ich kann meine Position schwer einschätzen, da noch keine Teilung der Strecken erfolgt ist, überhole nach einem Wurzelpfand und einigen kleineren Stichen eins, zwei Läufer und bin nun alleine hinter der Spitzengruppe. Nach ungefähr 9,5 km ist der höchste Punkt des Kurses erreicht und es folgt eine sehr lange Bergabpassage. Mittlerweile ist auch der Abzweig der 30 km Strecke erreicht und ein Streckenposten sagt mir, das ich auf dem vierten Platz liege.
Das Bergablaufen ist schwerer als Gedacht, irgendwie komme ich nicht richtig ins Rollen und es fühlt sich anstrengend an. Auf längeren Geraden erblicke ich Volker, mit dem ich zusammen mit Annika ein Team bilde, in seinem gelben Laibchen. Meine Beine sind gut und ich kämpfe mich weiter nach vorne, einen gemeinsamen Zieleinlauf vor Augen. Zwei kurze, steilere Anstiege fallen mir, bedingt durch das lange Laufen bergab, ungewohnt schwer, doch ich komme Volker trotzdem immer näher. 600m vor dem Ziel kann ich zu ihm aufschließen und wir quatschen noch ein wenig. Volker hat schwere Beine und ich laufe noch einige Sekunden auf ihn heraus und werde am Ende Dritter. Wie sich später herausstellt war dieser Zielspurt Gold wert, denn so konnten wir (Volker 4., Annika 2. Frau) die Teamwertung mit 6 (sechs!) Sekunden Vorsprung nach Göttingen holen. Tolle Veranstaltung, die eindeutig besseres Wetter verdient hätte.

Dienstag (28.5.) [1:39:55 h, 20,55 km]
Mit Rado und dickem Muskelkater im vorderen Oberschenkel über Schillwerwiesen, Kehr und Kerstlingeröder Feld nach Herberhausen. Nach tagelangem Regen ist heute ein wundervoller Sommertag. Hinab nach Herberhausen schwärmt Rado von den französischen Alpen und ich habe ein bisschen das Allgäu mit seinen sanften, grünen Wiesen im Sinn. Von Herberhausen geht's wieder auf's Kerstlingeröder Feld, sodass einige Höhenmeter zusammenkommen.

Mittwoch (29.5.) [1:36:25 h, 17,3 km]
Statt Sonnenschein bricht heute ein Gewitter über Alex, Aschu, Lars, Rado und mir auf dem Weg zum Westerberg ein. Der Lauf entwickelt sich zu einer Schlammschlacht ohnegleichen und wir müssen mehrere Sturzbäche überqueren, um die geplante Route zu laufen.

Freitag (31.5.) [2:49:28 h, 34,2 km]
Früh breche ich auf, um die angesagten Gewitter zu entgehen und zeitig zurück und in der Uni zu sein. Frank muss leider krankheitsbedingt absagen, weshalb ich alleine über die Schillerwiesen, Wildgehe und Trift zum Westerberg laufe. Die Trails bestehen eigentlich nur noch aus Matsch, der Boden ist vollgesogen und nimmt kein Wasser mehr auf und ich streiche die Westerbergdiretissima, um nicht rückwärts runterzurutschen. Die Sturzbäche von Mittwoch existieren noch immer und haben sich ausgweitet, die Forstwege zum Kerstlingeröder Feld haben sich mehr oder weniger ein reißende Bäche verwandelt und es herrscht eine Geräuschkulisse wie in einer Klamm. Ich wende mich Richtung Mackenröder Trail und laufe diesen bis zum Aussichtspunkt hinter der Mackenröder Spitze und dann weiter im dichten Wald Richtung Herberhausen. Nun setzt Regen ein, doch das Blätterdach lässt kaum etwas durch, sodass ich fast trocken wieder auf das KF komme, um dann dort innerhalb von 2 Minuten durchnässt zu sein. Langsam merke ich meine Füße, die das erste Mal in NB Minimus Trail diese Distanz absolvieren und bin dann auch froh, einige Minuten später im kalten Wasser unter der Dusche zu stehen.