Wer läuft da?

Herbst 2002 Tischtennis ist mein Leben. Dreimal die Woche Training, am Wochenende Punktspiel, ich  bin verrückt nach diesem Sport. Er macht mir einfach Spaß. Laufen ist Nebensache. Ein wenig zum Aufwärmen, etwas beim Fußball nach dem Training und ein bisschen, um mich in der Natur zu bewegen. Daneben auch in der Schule, wo ich den Sprint hasse und den Cooper-Test liebe. 
Dann ist da dieser neue Spieler in der ersten Herren. Er erzählt immer vom Laufen, von 10km-Rennen und Halbmarathons. Mein Interesse ist geweckt und wir gehen vor dem Tischtennistraining laufen. Irgendwann lasse ich die dritte Tischtenniseinheit in der Woche weg und laufe stattdessen. Das Lauffieber hat mich gepackt.
Nach einigen Wochen entscheiden Jan und ich uns zur Teilnahme am Halbmarathon im Rahmen des Hannover Marathons 2003. Damals denke ich nicht in Zeiten, sondern in Kilometern. Jan steuert das ganze Training ein wenig. Einen richtigen Trainingsplan gibt es nicht. Wir laufen einfach. 

Mai 2003 Der Tag der Entscheidung ist gekommen. Aufgeregt stehe ich mit 14 Jahren am Start meines ersten Halbmarathons, meines ersten Laufwettkampfs überhaupt. 1:54:57h später bin ich im Ziel. Von dem Lauf weiß ich nicht mehr viel. Unter zwei Stunden sollt es werden, Jan zieht mich mit und wir laufen gemeinsam ins Ziel.  

Frühjahr 2004 Ich bleibe im Training. Nicht besonders oft, aber regelmäßig 1-2 pro Woche bin ich unterwegs. Brustgurt, Trainingsplan und Zwischenzeiten kenne ich nur vom Hören sagen. Wieder ist der Halbmarathon in Hannover das Ziel. Training wieder mit Jan, der aber leider für den Lauf absagt. Ich laufe öfter allein, meist ohne wirklichen Plan, eher wie Forrest Gump. Mal schneller, mal langsamer, mal weiter, mal kürzer. Im Mai stehe ich an der Startlinie und laufe einfach los. Es läuft sehr gut. Ich atme die Stimmung ein, freue mich über jeden einzelnen Zuschauer und jede Samba-Band am Straßenrand. Mein Vater begleitet mich stellenweise mit dem Rad, macht mich auf meine guten Zwischenzeiten aufmerksam und ich beginne zu fliegen. Im Ziel 1:42:41h, zwölf Minuten schneller als vor einem Jahr, ich bin begeistert.

Spätsommer 2011 Siebeneinhalb Jahre sind seit diesem Tag im Mai vergangen. Siebeneinhalb Jahre, in denen ich keinen Wettkampf mehr gelaufen bin. Immer seltener habe ich die Laufschuhe geschnürt, warum, weiß ich gar nicht so genau. Jetzt bin ich jedenfalls wieder dabei, brauche die vier bis fünf Einheiten pro Woche, die ich allein oder mit Freunden mittlerweile in Göttingen, absolviere. Mein Ziel: wieder in Hannover an den Start gehen. Halbmarathon. Meine Strecke.

Mai 2012 8°C, trocken, kaum Wind. Umgeben von vielen tausend anderen Startern ist es im Startbereich gar nicht so kalt. Mein erster Marathon seit acht Jahren. Ich bin nervös, treffe einige Freunde vor dem Start und reihe mich in meinen Startblock ein. Sub1:40h ist mein Ziel. Ich habe keine Ahnung, wie gut mein Training war. Insgeheim liebäugle ich mit unter 1:35h, aber das wird hart. Die ersten Kilometer zu langsam, denn die Straßen sind teilweise zu eng für die vielen Läufer und die Einreihung in den richtigen Startblock hat anscheinen nicht jeder hinbekommen. Dann läuft's, besser als gedacht, motiviert von den vielen, vielen Zuschauern an der Strecke, die jeden Läufer anfeuern, als wäre er ihr bester Freund. Ich liege unter 1:35h. Ab Kilometer 18 wird's hart, aufgeben, also langsamer werden und 1:35h verfehlen, will ich jetzt auch nicht mehr. Drei Kilometer und ein bisschen, das schaffe ich schon irgendwie. Kurz nach Kilometer 20 ruft jemand "Philipp, gib Gas". Ich gucke, erkenne aber niemanden. Doch das gibt mir nochmals mentale Kraft. 1:32:51h. Überglücklich.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ich bin begeistert. Liest sich gut, dein Blog.
Wenn die Fusballsaison in zwei Wochen vorüber sein wird, könnte man mal über eine gemeinsame Runde um den Marienberg nachdenken. Oder auch eine Trainingseinheit wie in den guten alten Zeiten. Oder beides, dann jedoch mit zeitlichem Abstand. Denn sollte beides an einem Tag stattfinden, bräuchte ich vier vor.
Apropos Marienberg: Heiner Schütte veranstaltet um diesen herum einen Marathon, dann im Herbst. Aber ob ich mir das antun sollte... Für dich doch sicher eine feine Sache!

Unerwähnt bleibt in diesem Eintrag, wo du die Grundlagen gelegt hast für die läuferische Entwicklung; Das geschah doch mittwochs nach dem "Kadertraining".

beste Grüße und Ping Pong Hai
Konrad